Die MLM-Heilpraktikerfraktion

Im Network-Marketing gibt es zwei grundlegend unterschiedliche Fraktionen. Die Business-Builder, denen das Produkt fast egal ist und sich massiv auf den Organisationsaufbau konzentrieren sowie die Heilpraktikerfraktion oder besser, die „Produktverliebten“.  Die ewige Frage danach, wer denn nun im Vorteil sei und aller Wahrscheinlichkeit nach mehr Geld verdienen wird, lässt sich ganz einfach beantworten. Immer der Business-Builder, denn dieser hat wahrscheinlich, sofern er einige Erfahrung hat, Hunderte oder Tausende der “Produktverliebten” in seiner Organisation unter sich. Diese sorgen durch die Qualifikationskäufe und durch die aufreibende Arbeit an der Kundenfront für den notwendigen Umsatz, der durch den Karriereplan läuft.

Der Business-Builder wird dafür bezahlt, um auf Veranstaltungen zu glänzen, Vorbild zu sein, einen erstrebenswerten Reichtum zu präsentieren und den Seelsorger zu spielen, falls mal jemand in schwere Depressionen verfallen ist. Und glauben Sie mir, dass sind viele. Eines jedoch interessiert Business-Builder nicht: Probleme, es sei denn, der eigene Scheck ist durch Nachlässigkeiten des Unternehmens gefährdet. Sicherlich, es gibt Ausnahmen, aber im Network-Marketing ist den meisten der eigene Scheck näher als das Gejammer der Downline, weil sich der Business-Builder auf Business-Builder konzentriert, was auch notwendig ist, wenn Sie in der Champions-League glänzen wollen. In einem anderen Bericht werde ich näher darauf eingehen, warum Sie sich an die Fersen der Business-Builder heften sollten, damit Sie endlich ebenfalls Geld verdienen, aber hier geht es um die Heilpraktikerfraktion, der Sie überall im Network begegnen werden. Produkte mit Heilaussagen zu verkaufen ist nicht ganz ungefährlich, denn die meisten Firmen verschließen die Augen und Ohren, wenn der ahnungslose kleine Networker in die Schusslinie der von Anwälten gerät und sich teure Abmahnungen hinsichtlich gemachter Heilaussagen einhandelt.

Die Heilpraktikerfraktion macht das Geschäft mit der Krankheit

Die Taktik, Produkte mit Heilaussagen zu verkaufen, ist besonders bei meinen Freunden aus Utah beliebt, die mit scheinbar ausgekoppelten Verlagen (oft über Strohleute) Publikationen als Bezugsquelle nennen, wo das heisse Heilaussagen-Material in Form von kleinen Booklets oder Cds eingekauft werden kann, die die Angst vor den „freien Radikalen“ schüren, die Sie bisher höchstens aus Berlin-Kreuzberg kannten. Hier läuft im Hintergrund eine Heilaussagen-Buchproduktions-Millionenindustrie, die von den Firmen, insbesondere die in den USA, genutzt wird, um die entsprechenden Argumente für den Produktverkauf zu liefern. Das ist zwar verboten, aber „that´s the name of the game“. Sie sollten Broschüren oder ein Buch immer ohne Namen und ID an einen Interessenten übergeben, wenn darin Abbildungen von Lahmen, die wieder gehen konnten und Blinden, die wieder sehen konnten, auftauchen. Der Verkauf von Produkten aus dem Network-Marketing, insbesondere Nahrungsergänzungen, ist demnach meistens mit Heilaussagen verbunden und die Eingangsfrage lautet: “Sie sind krank? Kein Problem, jetzt gibt es einen neuen Saft, den unser Gründer während einer Pilgerfahrt im Wald entdeckt hat. Sensationell, sage ich Ihnen und die gesamte Welt denkt bereits über Prävention nach. Stellen Sie sich vor, jedes Rezept kostet Sie 5,- €uro Zuzahlung, da sind Sie doch besser dran, wenn Sie unseren Saft, von dem ein Liter übrigens nur 60,- €uro kostet, regelmäßig trinken!“

Nun, das klingt jetzt ein wenig provokant und es gibt wirklich ganz tolle Produkte im Network-Marketing, aber wollen Sie Produktverkäufer werden oder wollen Sie Geld verdienen?

Ein erschreckendes Interview

Vor einiger Zeit las ich ein Interview von einem Networker, der sich selbst als Führungskraft mit großen Ambitionen sieht. 48 Jahre jung, verheiratet, im realen Leben aus dem Verkauf kommend, hat nach eigenen Bekundungen innerhalb eines Jahres bei einem US-Unternehmen eine Organisation von 500 Partnern aufgebaut. Jetzt soll der große Durchbruch gelingen, weil es handfeste Argumente zu den Produkten gibt, die auch im Team dupliziert werden sollen.

Nun zur ultimativen Frage in diesem Interview und zu einem Beispiel, wie Sie garantiert keine Duplikation im Geschäft erzielen werden.

Was unterscheidet ihren Saft von anderen Säften?
„Togostan-Gold ist das weltweit erste Produkt, das sich nicht nur die Kraft des Fruchtfleisches der Togostanfrucht (garcinia togostana) mit den enthaltenen wertvollen Xanthonen zu Nutze macht, sondern darüber hinaus noch die starken Radikalfänger (Antioxidantien) inkl. Lycopin, die hochwirksamen Vitalstofflieferanten des Feigenkaktus Oportunia, die Vitamin C-haltige Acelola-Kirsche, Granatapfel mit Gamma-Linolensäure, Longan (asiatische Drachenaugenfrucht), Traubenkernextrakte mit den sekundären Pflanzenstoffen Polyphenole sowie natürliche und lebensnotwendige Meeresmineralien in sich vereint.“

Ich habe mir erlaubt, einige Inhaltstoffe namentlich zu verändern, was für uns aber keine Rolle spielt, denn dieser Vortrag ist ja schon sensationell an sich und zum Scheitern verurteilt, um jemanden zu begeistern, der Geld verdienen will.

Die Zielgruppe dieses überzeugten Repräsentanten aus der Heilpraktiker-Fraktion ist, wie so oft in Nutrition-Networks, klar definiert. Im Visier der Begierde stehen rund sieben Millionen Diabetiker, die von der Insulin-Spritze weg und hin zum Saft sollen. Sicherlich, ich habe mal wieder ein wenig übertrieben, oder? Aber ich bin mir sicher, mit solchen Argumenten und komplizierten Erklärungen über ein Produkt werden Sie niemanden von der Couch reißen, sondern nach 12 Monaten alle Altenheime, Krankenhäuser und Krankheitsbilder kennen. Eines werden Sie dabei jedoch nicht haben: Duplikation! Denn wenn Sie den ganzen Tag über Krankheiten reden, werden Sie ein Team aufbauen, mit dem Sie im nächstbesten Lazarett eine Großveranstaltung planen können. Machen Sie sich einmal Gedanken darüber, ob Sie Ihre Strategie ändern sollten. Dies gilt natürlich nur für die, die sich ständig fragen, was haben die Erfolgreichen, was ich nicht habe. Sie werden es kaum glauben: mehr Geld!

0 replies

Leave a Reply

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *