Kistenschieberei bringt Geld
Der nächste Geschäftstermin steht an und es geht wie immer mal wieder um alles. Ein kurzer Quick-Check, ob auch alle Produkte für die Präsentation eingepackt wurden, Flyer, Broschüren mit Heilaussagen und was noch alles so dazugehört, um die Aufmerksamkeit des Kunden oder potentiellen Geschäftspartners zu gewinnen. Für die Produktpräsentation werden erfahrungsgemäß maximal vier Stunden einkalkuliert und dann sollte der Deal über die Bühne gegangen sein. Aber lohnt sich wirklich der ganze Aufwand mit Anreise und Abreise wirklich, um im Network-Marketing Geld zu verdienen? Liegen die Stundenlöhne ganz realistisch umgerechnet nicht oftmals unter denen bei McDonalds? Wie heißt es immer, im Network-Marketing müssen Produkte bewegt werden! Die Frage ist nur, ob hier die Rede von einem einzelnen Lippenstift oder von der sogenannten „Kiste“ ist, damit das Volumen höher ausfällt. In der Praxis werden Sie so gut wie keinen Business-Builder finden, der sich ernsthaft damit beschäftigt, Produkte zu verkaufen oder Produktvorführungen zu machen. Vergleichbar wäre dies damit, daß der Geschäftsführer eines Network-Marketing-Unternehmens oder der Vorstand einer AG im Lager aushilft. Das kann man entweder als eigene Entthronung mit nachfolgendem Autoritätsverlust werten oder auch als bodenständige Kumpelei.
Die 500 €uro-Floskel
Nicht jedem wird es gelingen, im Network-Marketing eine Million zu verdienen, diesen Anspruch haben die meisten Systemteilnehmer auch nicht. Also bleibt Tiefstapelei, um dem Ganzen noch einen gewissen Charme zu verleihen, indem behauptet wird, daß vielen schon geholfen sei, wenn Sie 500 €uro dazuverdienen würden. Im klassischen Direktvertrieb ist diese Zielgröße durchaus realisierbar, da er in seiner Struktur absolut verkaufsorientiert ist und der Schwerpunkt nicht auf der Rekrutierung liegt, zumindest nicht in dem Maße wie im Network-Marketing. Sind Sie im klassischen Network-Marketing? Verdienen Sie diese imaginären 500 €uro? Verkaufen Sie wirklich Produkte? Wie viele Personen kennen Sie, die durch den Produktverkauf 500 €uro verdienen? Sehen Sie, hier liegt genau das Problem. Je nach Karriereplan, ob dieser nun endlastig oder kopflastig ist, lohnt sich der mühsame Aufwand des Verkaufens nicht, es sei denn, Sie machen regelmäßig Homeparties oder verkaufen „by the way“ an Bekannte oder Verwandte das eine oder andere Verbrauchsprodukt.
Die Kistenschieber
Sie müssen Ihre Strategie auf den Karriereplan ausrichten, denn jedes Unternehmen legt hiermit indirekt die Arbeitsweise des Vertriebes fest. So gibt es softe (Unilevel) und aggressive (Break-Away) Karrierepläne. Bekommen Sie in einem Unilevelplan 10 % Provisionen und verkaufen einen Wundersaft zum Preis von 50,- €uro, dann führen Sie ein 5 €uro-Gespräch. Dauert Ihr Verkaufsgespräch zwei Stunden, dann verdienen Sie pro Stunde 2,50 brutto.
Aus diesem Grund finden Sie bei fast allen Network-Marketing-Unternehmen, die Unilevel-Pläne nutzen, echte Einkaufsgemeinschaften vor, da maximal nur 10 % der Unternehmensumsätze an Endverbraucher erfolgen, der Rest sind Abo-Einkaufsumsätze, oftmals für den Eigenverzehr. Das Problem, insbesondere bei vielen Mormonen-Firmen, ist, Sie kaufen vier Flaschen Supersaft, eine davon trinken Sie, drei haben Sie monatlich über. Das machen die meisten zwei, drei Monate lang und dann folgt der Ausstieg.
Anders ist dies bei Network-Marketing-Unternehmen mit Break-Away-Plänen. Haben Sie eine höhere Position erreicht, gibt es manchmal zwischen 20 und 30 % Differenzprovisionen. Verfügt Ihr Unternehmen über die „ultimative Startkiste“, also die für den echten Profistart, dann wäre es praktikabel, wenn der Einsteiger Waren für 500,- bis 5.000,- €uro kaufen würde. Bei Differenzprovisionen von nur 20 % hätten Sie dann zwischen 100,- und 1.000,- €uro für das gleiche Gespräch verdient. Haben Sie den Unterschied erkannt? Business-Builder legen genau hierauf den Schwerpunkt, nicht auf den emphatischen Verkauf von Lippenstiften und Cremes.
Produktverkäufe will niemand schlecht reden und es gibt auch echte Verkaufstalente unter den Networkern, obwohl dieser Typus argwöhnisch betrachtet wird. Ich lernte einmal ein solches Supertalent kennen, der sogar umgerechnet über 2.000 €uro monatlich durch den Verkauf von Nutrition-Abos ganz aus eigener Kraft verdiente. Der Kommentar seiner Upline war allerdings ernüchternd, denn dieser sagte in offener Runde, der gute Mann habe das Geschäft noch nicht verstanden, denn im Network-Marketing geht es um das rekrutieren, nicht um das verkaufen.
Ergo scheint es eine ungeschriebene Formel zu geben:
„Nimm dem Geschäftsstarter am Anfang so viel Geld weg, wie es nur geht, denn man weiß nie, wie lange er im Network-Marketing überlebt.“
Und wissen Sie was, da ist manchmal wirklich was dran, denn für über 50 % aller Gespräche erhalten Sie in Wirklichkeit keine Provisionen, sondern Schmerzensgeld. Jetzt mag es ganz grausam klingen, wenn hier steht: “Nimm dem Geschäftsstarter am Anfang so viel Geld weg, wie es nur geht”! Aber Sie werden es kaum glauben, den Vertrieb genau dazu zu animieren wird schon von den Unternehmen selbst initiert, wenn diese verschieden Starterkisten oder Einstiege mit 500,- Euro, 1.000,- Euro, 2.500,- Euro und 5.000 Euro anbieten. Jedes Network Marketing Unternehmen weiß ganz genau, wie lange statistisch gesehen ein Berater lebt und weiß auch ganz genau, dass der überwiegende Teil der eingekauften Ware nie die Garagen der meisten Neustarter verläßt, weil ja durchschnittlich nur 10 % aller Verkaufe an Kunden erfolgt.
Diese Aussage können Sie natürlich jetzt ganz kontrovers diskutieren, aber wenn ein seriöses Network-Unternehmen Starter-Kisten oder hohe Einstiege anbietet, geht es genau darum die teuerste Kiste zu verkaufen und um nichts anderes. Wenn Sie für ein solches Unternehmen arbeiten, dass insgeheim ja den Verkauf großer Pakete anbietet, dann sollten Sie Ihre Arbeitsweise auf die gewünschte Vorgehensweise ausrichten, denn dann werden Sie umgerechnet ab sofort für jedes Einzelgespräch fürstlich als Kistenschieber entlohnt und führen künftig nur noch 500,- Euro Gespräche, wenn Sie mit dem Neustarter in einer Stunde durch sind. Und mal unter uns! Wenn jemand nicht in der Lage ist Ware für 2.500,- bis 5.000 Euro zu verkaufen, dann kann das doch nicht Ihre Schuld sein, denn Sie waren ja nur für die Beratung hinsichtlich des Geschäftsstartes zuständig! Als echter Business-Builder können Sie sich schließlich nicht auch noch darum kümmern Kleinkundenberatungen vorzunehmen, das ginge nun wirklich zu weit.
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