Böse MLM-Gespräche

Immer wieder lesen und hören Sie davon, dass es im Network-Marketing um Quoten gehen würde. Es gibt Einstiegsquoten, Ausstiegsquoten, Rekrutierungsquoten, Kontaktquoten und sogar die Anzahl der geführten persönlichen Gespräche sind anhand der Erfolgsquote messbar. Täglich werden aller Wahrscheinlichkeit nach tausende von Gesprächen geführt, um Interessenten, die sich auf eine Werbung hin gemeldet haben, die Vorteile des Network-Marketings oder der Produkte näher zu bringen. Einige wenige Gespräche verlaufen brillant, 95 Prozent hingegen enden in einem Desaster und veranlassen den Interessenten dazu, zu denken, dass Network-Marketing der Ruf gebührt, den es überwiegend hat.

Sie waren im Telefonat voll auf Erfolgskurs!

Sicherlich, die ersten zehn Minuten des Gespräches waren ein wenig holprig, aber dann hat der Interessent doch noch zugesagt, einer Einladung in ein Hotel zu folgen, weil Sie versprochen haben, ihn zu einem Stück Schwarzwälder Kirschtorte einzuladen, wenn er die Getränke für sich selbst übernehmen würde. Mit Witz und Charme läßt sich eben doch jede noch so vorurteilsbehaftete Barriere abbauen und es kommt doch in der Konsequenz darauf an, daß man sich persönlich in die Augen blickt, um die noch bestehenden Vorurteile dann im Einzelgespräch im schlechtesten Fall zu bestätigen.

Eigentlich hatten Sie zu 51 % gewonnen

Der Termin steht, der Gast erscheint und eigentlich ist es Ihnen gelungen Interesse zu wecken. Zu 51 % sind Sie bereits auf der Sieger-Allee und dann beginnt Ihre Ouvertüre mit einem laschen Händedruck, leiser Stimme, nach unten gerichtetem Blick und leicht gesenkten Schultern, einer angeborenen Grundhaltung, die man nicht so leicht abschütteln kann.Danach beginnen Sie, sich um Kopf und Kragen zu reden. Nach vier Stunden und mit einem bereits „kreiseligen Blick“ sucht der Gast nach einem verbalen Fluchtargument und betont, dass er noch einen unerwarteten Termin wahrnehmen müsse und er sich auf jeden Fall direkt morgen bei Ihnen melden wird, da er die ihm gebotene Chance glasklar erkannt hat.

Sie haben alle Zahlen und Fakten vehement und ohne große Worte mit der Ausstrahlung einer ausgedrückten Zahnpasta-Tube rübergebracht und berichten ihrer Upline bereits ganz aufgeregt am Handy, dass das Gespräch nicht besser hätte laufen können. Zu Hause angekommen schlüpfen Sie von ihren Ausgeh-Turnschuhen erst einmal wieder in die Lammwoll-Hauspuschen und sind von sich selbst und der eingeschlagenen Gesprächstaktik ganz angetan, so das auch ihre Frau wieder Hoffnung schöpft und diese tiefe innere Gefühl von Stolz verspürt, mit einem echten Siegertypen zusammen zu sein.

Diese kleine Geschichte steht symbolisch für den Massenmord an tausenden Interessenten, die sich erhofft hatten, dass sich jemand dafür interessiert, wie er sein gerade bestehendes Problem lösen könnte. Nach dem netten Telefonat glaubte dieser Interessent noch, jemand würde ihm einen nachvollziehbaren Weg aufzeichnen, um Geld zu verdienen. Er wollte die Gelegenheit nutzen, auch wenn es nur 15 Minuten gewesen wären, mitzuteilen, warum er überhaupt zu diesem Termin erschienen ist und wofür er sich hätte begeistern können. Leider kam er nicht wirklich zu Wort, da der Gastgeber unentwegt über die Firma redete, über die Umsätze, alle Produkte bis ins Detail beschrieb. Das war schon wirklich beeindruckend, ja richtig überzeugend, wie auswendig gelernt, aber eines hat nicht stattgefunden. Der Funke ist nicht übergesprungen, keine Vision, keine Berührung, keine wirkliche Begeisterung.

Die Lektion:

Zahlen und Fakten sind nicht entscheidend, Sie müssen  lernen, Menschen mit Worten zu berühren! Sie müssen Schweigen können!  Sie müssen den Hot-Button Ihres Gegenübers finden! Sie müssen vertrauensvoll und authentisch sein. Und Sie müssen herausfinden, welches Motiv ein Interessent hat, wenn dieser sich für eine Geschäftsidee interessiert.

Aber die größte Lektion ist:

Sie verkaufen nicht die Firma, sondern sich selbst und daran gilt es zu arbeiten und dies zu erkennen.

 

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